Giovanni Segantini und Carlo Bugatti studierten nicht nur gemeinsam, an der Mailänder Brera sondern waren auch gute Freunde. Sie trafen sich oft bei den Bertonis zum Diskutieren und im Haus Bugatti. Die Bugattis waren seit vielen Generationen eine außergewöhnliche, angesehene Mailänder Künstlerfamilie.
Der Name wird seit dem Mittelalter in der Welt der Künstler, Handwerker und Gelehrten in Mailand erwähnt und spielte dort eine wichtige Rolle. Carlos Vater Giovanni Luigi war Architekt und Bildhauer. Er verdiente mit dem Bau luxuriöser Kamine für die Villen reicher Mailänder ein Vermögen. Allerdings besaß er ein teures und recht außergewöhnliches Hobby. Gottardo Segantini schreibt dazu: "Er beschäftigte sich sein Leben lang mit dem Problem des 'Perpetuum mobile' und hing bei Brot und Zwiebeln seinen Träumereien nach".
Carlo erregte mit seinen extravaganten Möbeln großes Aufsehen, erst in Mailand, später in Paris. Er hatte zwei ebenfalls berühmte Söhne: Den Bildhauer Rembrandt mit seinen großartigen Tierskulpturen und Ettore, den genialen Konstrukteur der nach ihm benannten "Bugatti" Automobile.
Carlos jüngere Schwester, Luigia Bugatti, hatte lange blonde Zöpfe, eine sehr schöne Stimme und blaue Augen. Giovanni nannte sie Bice und wusste gleich als er sie sah, dass sie das Modell für sein Gemälde "Die Falknerin" sein würde, nach dem er so lange gesucht hatte. Aus dem Modell wurde seine Lebensgefährtin, seine geliebte Bice, Mutter der vier gemeinsamen Kinder. Da Segantini bis zu seinem Lebensende staatenlos war, konnte er Bice nie heiraten.